Oh, say! can you seeeee…
Den Rest kenne ich nicht. Ist auch nicht weiter schlimm, denn hier geht es nicht um die Nationalhymne Amerikas sondern um Russlanddeutsche die dort leben. Ich wusste schon länger, dass ein Paar meiner Verwandten damals dorthin ausgewandert sind, aber ich hatte keine Ahnung, dass es dort damals einen riesigen Einwanderungsstrom gab. Sie haben bis heute ihre Identität bewahrt und sehen sich nicht als Deutsche, sondern als Wolgadeutsche und der Mann, der das ermöglicht hat war Bernhard Warkentin.
Vorwort
In vielen Quellen spricht man nur vom Mennoniten Warkentin. Das lässt sich dadurch erklären, dass die Wolgadeutschen in den USA nach dem ersten und zweiten Weltkrieg ihre Identität teilweise verbargen. Die deutsche Sprache wurde abgeschafft und die Herkunft verschleiert.
„Aber er war Mennonit!“ würden jetzt viele sagen, aber eine Glaubensgemeinschaft ist keine Nation.
„Das ist ein Katholik! Kein Deutscher!“ so klingt das für mich. Außerdem ist man nicht Mennonit von Geburt aus, sondern erst ab dem Glaubensbekenntnis. Was war er vor dem Glaubensbekenntnis? Genau. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.
Zweitens. Ich habe sehr viele Ereignisse weggelassen. Wer will kann selbst noch recherchieren. Es lohnt sich.

Ursprung
Warenkentin wurde am 19.Juni 1847 in Altonau geboren. Diese Stadt gehörte einer wolgadeutschen Tochterkolonie Namens Molotschna an. Diese Kolonie wurde im alten Zarenreich gegründet und bewohnten überwiegend Deutsche Mennoniten aus Preußen, die wegen der dortigen Repressionen flüchteten.
Seine Eltern waren Bernhard Aron Warkentin (19. Dezember 1819, Altonau, Molotschna – 10. Februar 1894). und Helene Thiesen (30. Dezember 1815, Altounau, Molotschna).
Bernhard besuchte eine weiterführende Schule in Halbstadt (in etwa einem Gymnasium heutzutage). Anschließend besuchte er die Wirtschaftsuniversität in Odessa.
Wie er den Weg nach Amerika ebnete für uns ebnete
Sein Vater, Bernhard Aron Warkentin, hatte das Berufsbild des Müllers. Er stellte Mehl, Gewürze, Pflanzenfette, etc her und reiste bereits damals nach Sibirien um nach neuen Siedlungsmöglichkeiten ausschau zu halten.
Das „Angleichungsgesetz“ aus dem Jahre 1871 war bereits für viele wolgadeutsche Familien mennonitischen Glaubens Grund nach Ausweichmöglichkeiten zu suchen, da es gegen ihre Grundsätze des Glaubens verstoßen würde. (Ein Beispiel wäre z.B. das nicht Teilnehmen am Militärdienst, das dadurch verstoßen würde). Und so wurde Amerika zu einem Thema für viele Familien.
Mit der Entdeckerlust des Vaters und den drohenden Repressionen in der Heimat machte sich Bernhard Warkentin, damals erst 25, mit Gleichaltrigen – Philip Wiebe, Peter Dick und Jacob Bahr – auf den Weg nach Illinois, Amerika im Jahre 1872. Sie fanden Unterkunft bei Christian Krehbiel.

Mennonitschen Glaubens. Im Jahre 1851 mit der Familie aus Deutschland in die U.S.A. geflohen.
Das Ziel der Jungen Männer war es Agrikultur, Wirtschaft und die politischen Verhältnisse in den USA zu studieren. Innerhalb von 6 Monaten legte Bernhard 2400 Kilometer (3x die horizontale Länge Deutschlands) durch die Mitte der U.S.A und Kanada zurück. Er sah auf seinem Weg, dass die nördlichen Great Plains fast gänzlich unbesiedelt waren und die dortigen Einheimischen einfach keinen Weg fanden, diese für sie unfruchtbaren Länder zu bewirtschaften und er erkannte gleichzeitig das Potential seiner Landsleute für diese Gebiete.

Während seiner Reisen war er im ständigem Kontakt mit David Goerz, einer weiteren später sehr einflussreichen und nennenswerten Person russlanddeutscher Erfolge in den USA. Mit diesem hielt er sich immer wieder auf dem aktuellsten Stand seiner Heimat und organisierte später mit seiner Hilfe die Einreise.

Ebenfalls ein Held wolgadeutscher Geschichte.
Im darauffolgenden Jahr baute er eine Getreidemühle am Little Arkansas River (Fluss) in Halstead. Heutzutage ist es ein historischer Ort und steht unter Denkmalschutz. Die Forschungen in diesem Haus machten Kansas zum „Breadbasket of the world“.

Neben der Getreidemühle gründete er noch unter seiner Führung mit Hilfe der Summerfield Mennoniten, die“ Mennonite Board of Guardians“, die helfen sollte russlanddeutsche Mennoniten in die U.S.A. zu holen.
Seine gegründeter Betrieb verlief fantastisch und so wurde auch die Regierung auf den jungen Mann aufmerksam und fing an mit ihm zusammen zu arbeiten im Jahre 1874.
Mit Mark A. Carleton, aus dem U.S. Department of Agriculture, begann er mit verschiedenen Winterweizensorten zu experimentieren, diese wurden durch russlanddeutschen Einwanderer mitgebracht, die durch die Hilfe seines gegründeten Vereins in die USA gelangten. Schließlich fanden beide die perfekte Getreide Sorte für die schwierigen Gegenden der Great Plains – Eine Sorte aus dem Wolgagebiet, die sie „Turkey Red Hard Winter Wheat“ tauften.
Dieser Erfolg veranlasste nun gezielt und offiziell mit Unterstützung der U.S. Regierung in Russland nach Wolgadeutschen zu werben. Nach einem Treffen mit dem damaligen U.S. Präsidenten Grant wurde den Einwanderern zugesichert, dass im Falle eines Krieges, diese nicht den Militärdienst antreten müssten. Sie durften stattdessen einen Zivildienst im Krankenhaus ableisten. Neben diesen Dingen wurden auch die neuen Farmer stark subventioniert. Wenn ein Farmer auf einem verteilten Land 5 Jahre lang sich selbst versorgen konnte, dann gehörte dieses Land ihm.
Die geworbenen Immigranten siedelten in das sogenannte „Russlanddeutsche Dreieck“ – Dakota, Kansas und Nebraska. Auch in Kanada – in den Gegenden Alberta, Manitoba und Saskatchewan. Die neuen Einwanderer verwandelten in kürzester Zeit die dortigen Ödländer in wirtschaftliche blühende Landschaften.
Zum Vergleich um die Verdienste aufzuzeigen. Im Jahre 1870 wuchsen in Kansas 2,5 Millionen Büsche Weizen. Im Jahre 1908, zum Todejahr Warkentin, 100 Millionen. Ein Anstieg auf das Vierzigfache und so wurde Kansas durch seine Forschungen und die Bemühungen der Einwanderer der Titel „Breadbasket of the World“ verliehen. Natürlich nicht nur Kansas, sondern im ganzen Norden der Great Plains waren diese Errungenschaften zu sehen.
Im Mai 1910 würdigte F.D. Coburn, Vorsitzender des Kansas State Board of Agriculture, Bernhard Warkentin mit diesen Worten:
Vor dreißig Jahren war Kansas kein Weizen produzierendes Bundesland. Zum heutigen Zeitpunkt und den der letzten 10 Jahre führt Kansas die Weizenproduktion an, und der meiste Lob gebührt einem Mann, dem Verstorbenen Bernhard Warkentin aus Newton, Harvey country, Kansas. Es waren seine Bemühungen.
Zwischen 1874 und 1884, kamen durch Warkentins Anstrengungen rund 15.000 russlanddeutsche Mennoniten ins Land. Bis 1900 waren es bereits ganze 100.000. Und eine Volkszählung im Jahre 1920 ergab, dass in den USA bereits 300.000 Russlanddeutsche lebten. (Danke Warkentin)
Bernhard Warkentin war aber nicht nur politisch aktiv. Er war neben bei noch in vielen geschäftlichen Feldern aktiv. Er organisierte die Kansas state Bank of Newton, die Halstead state bank, bei der er ebefalls Direktor war. Er gründete die Millers National Insurance Company in Chicago, also ein nationales Versicherungsunternehmen für Müller. Und half bei der Errichtung der Bethel Universität und des Bethel Deaconess Krankenhaus in Newton.
Er starb im Jahre 1908, während einer Reise in den mittleren Osten. Auf einem Zug der Strecke Damaskus Beirut, bei der sich unabsichtlich ein Schuss aus einer Pistole in der benachbarten Kabine löste. Er wurde noch ins Krankenhaus in Beirut eingeliefert doch starb dort an seinen Verletztungen.
(Es gibt noch so vieles was man über diesen faszinierenden Mann aufschreiben könnte, aber nach ca. 21 Stunden recherche in tausenden von Quellen mache ich hier einen schlussstrich. Ich habe sehr viel ausgelassen. Wer englisch kann und mehr über ihn herausfinden möchte sollte das tun. Letztendlich bleibt nur noch zu sagen, dass er ein Vorbild für die russlanddeutsche Geschichte ist. Er war in so unglaublich vielen Dingen tätig, dass man sich fragt wie ein einziges Leben dafür ausreicht.)
Weiter Artikel. Was wir Russlanddeutsche gegen das Aussterben der Deutschen in Asien tun!